Leben am Meer
- Abstrusia
- 17. Juni 2024
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 2. Juli

Das Spiel der Wellen
Das Meer hat schon immer eine besondere Anziehungskraft auf mich ausgeübt. Das Spiel der Wellen, der salzige Geschmack in der Luft, das Glitzern der Sonne auf dem Wasser und diese unendliche Weite wecken ein Freiheitsgefühl in mir, das keine andere Landschaft bieten kann. Doch wie ist es, dauerhaft am Meer zu leben? Diese Frage versuche ich gerade in Nueva Gorgona, einem kleinen Küstenort rund hundert Kilometer westlich von Panama City, zu beantworten.
Das ruhige Leben
Nueva Gorgona ist beschaulich, ländlich und ruhig. Ein kleines Paradies, das von der Tourismusindustrie weitgehend verschont geblieben ist.

Am Wochenende kommen Ausflügler aus der Stadt, aber jetzt in der Regenzeit sind es nur wenige. Oft kann ich kilometerweit den Strand entlanggehen, ohne einer Menschenseele zu begegnen.

Anders als sein Name vermuten lässt, ist der Pazifik wild und ungestüm. Bei Vollmond liegt der Tidenhub an diesem Küstenabschnitt bei über fünf Metern! Da heisst es aufpassen, sonst wird man schnell von der Flut überrascht. Die Natur hier ist überwältigend: Leguane, kleine und grosse Krebse, Pelikane, die im Verbund auf Fischfang gehen, und Seevögel, die in der Brandung Krebse fangen. Ich kann diesem faszinierenden Schauspiel stundenlang zuschauen und die Zeit dabei vergessen.

Mein Zuhause
Ich wohne direkt am Strand in einem möblierten Apartment mit traumhaft schöner Aussicht. Einhundertvierunddreissig Quadratmeter purer Luxus, modern ausgestattet, zwei Schlafzimmer, zwei Badezimmer. Alle Nebenkosten sind in der Monatsmiete inbegriffen. Dazu zählen Strom, Wasser, Internet, Kabel-TV sowie die Benutzung des Fitnessraums und der beiden Swimmingpools auf dem Gelände. Sogar die Putzfrau gehört dazu. Ein wenig Kleingeld noch für Lebensmittel und das Handyabo – et voilà, das süsse Rentnerleben ist perfekt. Es ist ein Luxusleben, das ich mir in der Schweiz niemals leisten könnte und ich bin sehr dankbar, dass ich als Auswanderin ein so privilegiertes Leben führen darf.
Gemeinschaft und Aktivitäten
In meinem Wohngebäude leben Panamaer und Expats aus der ganzen Welt. Viele müssen nicht mehr arbeiten und organisieren gemeinsame Aktivitäten wie Wanderungen, Katamaran-Ausflüge, Pickleball-Spiele und mehr. Auch gemeinnütziges Engagement ist weit verbreitet. Ich bin einer Gruppe beigetreten, die regelmässig mit Hunden aus dem Tierheim am Strand spazieren geht. Nächste Woche steht ein Treffen der «Women, Wine and Wisdom»-Gruppe an. Ich bin gespannt, ob der Fokus mehr auf Wine oder Wisdom liegen wird. Soziales Networking gehört nicht zu meinen Stärken und entsprechend schwer fallen mir diese Aktivitäten, aber sie sind nützlich, um an hilfreiche Informationen zu kommen. Dank Networking habe ich auch meine Spanischlehrerin kennengelernt, bei der ich seit letzter Woche Privatstunden nehme.
Gesundheit und Wohlbefinden
Ich fühle mich rundum wohl hier. Ab und zu schleicht sich noch der alte Leistungsdruck ein, aber meistens geniesse ich mein neues Leben in vollen Zügen. Meine physische und psychische Gesundheit haben sich deutlich verbessert. Herzrhythmus und Blutdruck sind gesunken, ich schlafe besser und verbringe viel Zeit an der frischen Luft. Auch mein Gehirn bleibt fit, denn ich lerne eine neue Sprache und wende das Gelernte gleich an – zum Beispiel mit Sergio, dem Taxifahrer meines Vertrauens, der mich für ein paar Dollar überall hinfährt und fleissig Vokabeln mit mir übt.
Samstag ist Markttag. Die Vielfalt an Gemüsen und Früchten ist erstaunlich. Vieles ist mir unbekannt und oft kann auch Google bei der Identifizierung nicht weiterhelfen. Dann lautet die Devise: einfach probieren. Die Preise sind mehr als günstig. Zwei reife Ananas gibt’s für einen Dollar, um nur ein Beispiel zu nennen. Mangos braucht man noch nicht einmal zu kaufen. Die kann man hier in Nueva Gorgona einfach von den vielen wild wachsenden Mangobäumen pflücken.

Zukunftspläne und Entdeckungen
Bin ich nun ein Strandmensch oder nicht? Schwer zu sagen. Ich fühle mich hier wohl, die Infrastruktur ist gut, die Natur atemberaubend schön und die Menschen sind freundlich. Aber Panama hat noch viel mehr zu bieten: Vulkankrater, Hochland und Halbinsel. Ich werde einen Guide engagieren, der mir weitere Küstenabschnitte und den Vulkankrater zeigen soll. Ich möchte wissen, wie die Leute leben, wo sie einkaufen, welche Restaurants empfehlenswert sind und in welcher Region die Gesundheitsversorgung am besten ist. Ganz besonders interessiert mich auch der Immobilienmarkt. Viele Häuser stehen zum Verkauf und da es nur wenige Käufer gibt, können die meisten auch gemietet werden.
Aber alles schön der Reihe nach. Ich bin pensioniert und habe Zeit. Deshalb geniesse ich jetzt erst einmal das schöne Strandleben.

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