Bilanz zwischen Paradies und Alltag
- Abstrusia
- 2. Jan.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 16. März

Nach acht Monaten in Panama ist es Zeit für eine erste Bestandsaufnahme. Die Euphorie des Neuanfangs hat sich gelegt und eine gewisse Normalität hat Einzug gehalten. Das erlaubt mir, mein Leben als Auswanderin aus einer objektiveren Perspektive zu betrachten.
Der Traum von Freiheit und Lebensqualität
Der Entschluss, die Schweiz hinter mir zu lassen, war vor allem ein Schritt heraus aus dem Hamsterrad eines fremdbestimmten und unbefriedigenden Arbeitslebens. In Panama habe ich eine Freiheit gefunden, die ich nicht mehr missen möchte. Mein Lebensstandard ist hier deutlich höher, als ich ihn mir in der Schweiz je hätte leisten können.
Panama vereint tropisches Flair, kulturelle Vielfalt, beeindruckende Natur und den Wohlstand eines Schwellenlandes. Natürlich gibt es auch Herausforderungen, doch die positiven Aspekte überwiegen für mich deutlich. Besonders schätze ich die Werte der Panamaer. Sie sind zurückhaltend, freundlich und legen grossen Wert auf Familie, Freunde und Freizeit – deutlich mehr als aufs Geldverdienen.

Was mich besonders beeindruckt, ist die Würde, mit der ältere Menschen hier behandelt werden. Es gibt gesetzlich geregelte Rabatte in öffentlichen Verkehrsmitteln, Restaurants, Hotels und sogar bei Fluggesellschaften. In Banken und Behörden müssen wir nicht Schlange stehen, sondern werden bevorzugt bedient. Mit Respekt behandelt statt einem despektierlichen «Ok Boomer» vom Spielfeld verwiesen zu werden, macht das Altwerden ein ganzes Stück angenehmer.
Ein neues Leben zwischen Stadt und Natur
Die Regenzeit im Oktober und November brachte Überschwemmungen mit sich, weshalb ich meine geplante Reise ins Hochland verschieben musste. Stattdessen nutzte ich die Zeit, um mich stärker in meinem neuen Umfeld zu integrieren, Kontakte in der Expat-Community zu knüpfen und Spanisch zu lernen. Mittlerweile gelingen mir einfache Gespräche auf Spanisch. Die Panamaer begegnen meinen sprachlichen Fehlern mit Nachsicht – Hauptsache, sie müssen kein Englisch sprechen!
Die Nähe von Lago Mar zur pulsierenden Hauptstadt Panama City ist eine echte Bereicherung. Regelmässige Ausflüge dorthin sorgen für Abwechslung, sei es durch Besuche bei Freunden, das Erledigen von Formalitäten oder das Eintauchen ins Grossstadtleben. Die Stadt beeindruckt mit ihrer modernen Infrastruktur und der lebendigen internationalen Expat-Community.
Da mein Mietvertrag in Lago Mar im April ausläuft, überlege ich, für eine Weile nach Panama City zu ziehen. Andererseits lockt mich auch das Hochland mit seinen angenehm frühlingshaften Temperaturen, das ich im Februar erkunden möchte.
Die kleinen Risse im Paradies
Wie überall gibt es auch in Panama Herausforderungen – insbesondere bei der Infrastruktur:
Stromversorgung: Starke Winde und Regenfälle reissen regelmässig Stromleitungen herunter. Obwohl meine Wohnanlage über einen Notstromgenerator verfügt, sind Stromausfälle manchmal unvermeidbar. Der längste bisher dauerte neun Stunden.

Strassenzustand: Riesige Schlaglöcher, vor allem auf dem Panamericana Highway, stellen ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Sie haben mich bisher davon abgehalten, ein Motorrad zu kaufen, um das Land unabhängiger erkunden zu können.

Dennoch ist vieles eine Frage der Perspektive. Die Vorteile überwiegen für mich klar und ich bin optimistisch, dass die geplanten Infrastrukturprojekte der Regierung Verbesserungen bringen werden.
Fazit: Ein erfülltes Leben fernab der Schweiz
Der Schritt, in Panama einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen, war die richtige Entscheidung. Hier habe ich nicht nur Ruhe und Freiheit gefunden, sondern auch einen Ort, an dem ich in Würde alt werden kann. Die Herausforderungen des Alltags sind überschaubar und die zahlreichen Vorzüge – von der beeindruckenden Biodiversität bis zum tropischen Klima – machen Panama für mich zu einem echten Paradies.
Panama hat meine Perspektive auf das Leben verändert und dafür bin ich unendlich dankbar.
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